Baaßen

Die Kirchenburg in Baaßen (2005).

Die Gemeinde  Baaßen oder Baassen  (rum.:  Bazna; ung.: Felsöbajom oder Bázna)  liegt ca. 12 km nordwestlich von Mediasch und 4 km westlich der beschaulichen Nationalstraße, die Mediasch über Kleinblasendorf mit Sankt Martin (rum.: Târnaveni) verbindet. Nördlich von Kleinblasendorf  biegt die Kreisstraße 142 B  nach Baaßen ab und führt in ca. 10 min in das Tal, in dem die Gemeinde seit nun mehr als 700 Jahren liegt.
Das Tal, das reich an Erdgasvorkommen und jodhaltigen Heilquellen ist, wurde im Laufe der Zeit vom Baaßener Bach ausgeräumt, der westlich über Bonnesdorf (rum.: Boian) bei Frauenkirch (rum.: Sântamarie) in die Kleine Kokel einfließt.
Baaßen ist  eine der ältesten Ansiedlungen im Zwischenkokelgebiet; die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1302 zurück. Der genaue Zeitpunkt der Gründung ist unbekannt. Vermutlich wurde die Gemeinde vom benachbarten Bonnesdorf aus, im Zeitraum zwischen 1260 und 1270, gegründet  -  einen Beweis dafür gibt es allerdings nicht.
Von 1302  ist eine Urkunde erhalten, die die Schenkung der Gemeinde durch den ungarischen König Stefan V. (1270-1272) an den Comes Bozouch, Sohn des Inok, bestätigt. Graf Bozouch blieb kinderlos und vermachte die Gemeinde vor seinem Tod dem Weißenburger Kapitel, worüber die besagte Urkunde 1302 aufgesetzt wurde. In der lateinisch verfassten Urkunde wird die Gemeinde "Bozna" genannt, und der gleiche Name taucht noch einmal, gleichzeitig mit der Bezeichnung "Bazna", in einem Dokument des Jahres 1359 auf. In späteren Urkunden wird der Name der Gemeinde mit "Basnen" (1563, 1591) wiedergegeben; seit 1782  heißt sie "Baaßen". Die offizielle ungarische Bezeichnung "Felsöbajom" ist in Zusammenhang mit "Alsobajom", dem Namen der Nachbargemeinde Bonnesdorf, zu sehen. "Felsö..." bedeutet auf deutsch "Ober..."  und  "Also..."  heißt so viel wie "Unter...".  Die Bedeutung von "bajom" dagegen ist nicht so klar auszumachen. Was die deutsche bzw. sächsische Bezeichnung des Ortes betrifft, kann nicht definitiv ausgeschlossen werden, dass sie von den ersten Siedlern aus ihrer ursprünglichen Heimat mitgebracht wurde.
Zur rechtlichen Stellung der Gemeinde kann gesagt werden, dass Baaßen zunächst eine hörige Gemeinde auf so genanntem Komitatsboden (ungarischem Adelsboden) war. Dies gilt sicher für das Jahr 1302, allerdings wird Baaßen schon 1359 als freie Gemeinde, die auf Königsboden zum Mediascher Stuhl gehört, in Urkunden aufgeführt. Wie der Ort in die neue Rechtsstellung gelangt ist  -  darüber gibt es keine sicheren Quellen. Bis ins 16. Jh. wird die Gemeinde vorwiegend in Urkunden erwähnt, in denen es um Grenzstreitigkeiten mit Nachbargemeinden geht (so 1359  gegen Wölz;  1412 zusammen mit Wölz gegen Bonnesdorf). Der Grenzstreit zwischen Baaßen und Wölz sollte erst 1850 endgültig beigelegt werden.
Aus kirchenrechtlicher Sicht gehörte Baaßen seit Anfang an zum Bulkescher Landkapitel. Im 13. und 14. Jh. hatte sich auf dem Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen diese Art des Zu- sammenschlusses mehrerer Gemeinden herausgebildet. An der Spitze eines Kapitels stand ein von den Gemeindepfarrern frei gewählter Dechant, der neben der Erledigung  innerer Aufgaben auch immer öfter die Rechte der Gemeinden, besonders gegenüber dem Weißenburger Bischof und seinen ihm unterstehenden Archidiakonen, zu verteidigen suchte.
Sichtbares Zeichen der Wehrhaftigkeit der Gemeinde ist bis heute allein die Kirchenburg übriggeblieben. Sie liegt im nördlichen Teil von Baaßen und ist in ihrer jetzigen Gestalt ein spätgotischer Bau aus dem 16. Jahrhundert. Verschiedene Details und Jahreszahlen lassen vermuten, dass die Kirche im  14. Jh. zunächst in romanischem Baustil gebaut und später gotisch umgebaut wurde. Die rechteckige Chorform und die Überhöhung des Chores mit drei Wehrgeschossen stammt aus der Zeit um 1500.

Sakramentsnische von 1504.

Die Sakramentsnische in der Nordwand des Chores ist auf 1504 datiert; über ihr ist in einer schönen spätgotischen Steinmetzarbeit Christus dargestellt. Der Altar der Kirche wurde 1791 in Mediasch von Daniel Petersberger gebaut.
Der alte Taufstein, der heute nicht mehr in der Kirche steht, wurde 1887 vom Ortsfrauenverein gespendet und vom Mediascher Steinmetz A. Klingenspor angefertigt. Die Barockorgel stammt aus dem Jahre 1757 und wurde vom Hermannstädter Orgelbauer Johannes Hahn aus Bestandteilen einer älteren Orgel aus dem  17. Jh. neu zusammengebaut. Im Glockenturm (gleichzeitig Torturm) von Baaßen sind wertvolle vorreformatorische Glocken erhalten. Die größte Glocke, eine Wetterglocke, ist dem Heiligen Nikolaus geweiht und trägt eine längere lateinische Inschrift (Übersetzung: "Zu Ehren des Heiligen Nikolaus sei der Klang dieser Glocke geweiht, im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes,  Amen! Die Glocke, die zerstreuen möge den schadenbringenden Wind, in ihr sei versammelt die Kraft der Heiligen Dreifaltigkeit"). Die mittlere Glocke ist auf  1404 datiert und trägt die Inschrift:  "Anno Domini MCCCCIV  -  O rex veni cum pace". Auf der kleinsten Glocke findet sich in Majuskeln die Inschrift: "o rex glorie veni"; es ist dies die älteste der drei Glocken und wurde noch vor 1400 gegossen.
Im 16. Jh. wurde auch in Baaßen, wie auch in den anderen sächsischen Gemeinden, nach und nach die Reformation durchgeführt. Zwar ist der Umbruch nicht genau datierbar, aber der erste bekannte evangelische Pfarrer der Gemeinde mit Vornamen Petrus stammte aus Baaßen und stand um 1577  im Amt.
Über die Bevölkerung des Ortes erfahren wir zum ersten Mal durch eine Bestandsaufnahme aus dem Jahre 1516 zu den Dörfern der beiden Stühle Mediasch und Schelk, wobei in Baaßen 82 Wirte, 3 Witwen, 2 Hirten und ein Schulmeister gezählt wurden. Rechnet man Frauen, Kinder, etc. dazu, ergibt sich eine Zahl von schätzungsweise 400 bis 500 Einwohnern.
Die unruhigen Zeiten des  16. und 17. Jh. mit zahlreichen Kriegen und Krankheitsepidemien haben sich auch auf die Bevölkerungsentwicklung von Baaßen ausgewirkt. Die Einwohnerzahl verblieb lange auf einem niedrigen Stand, und erst seit der zweiten Hälfte des  18. Jh. ist ein deutliches Bevölkerungswachstum auszumachen. Im Jahre 1723 z.B. zählte die Gemeinde 76 Wirte (60 sächsische, 16 wallachische, 4 Handwerker und 16 "exempti", was aus der Leibeigenschaft frei Gewordene bezeichnet); 1850 waren es schon  709  und 1901 rund  1000  Gemeindeglieder, wobei damit nur die evangelisch-sächsischen Einwohner gemeint sind, da die Zahlen aus den evangelischen Kirchenbüchern entnommen sind.
Die rumänische Bevölkerung der Gemeinde bleibt in dieser Darstellung weitgehend unberücksichtigt  -  nicht da sie keine Rolle in der Geschichte der Gemeinde gespielt haben mag oder noch spielt, sondern vielmehr, da sich genaue Angaben und nähere Umstände meinem Kenntnisstand bislang entziehen. Somit konzentriert sich auch die weitere Beschreibung auf den evangelisch-sächsischen Teil mit seiner besonderen Entwicklung.
Für das Jahr 1930 spricht eine Angabe von  1300 evangelischen Einwohnern in Baaßen  -  der höchste Stand in der Geschichte des Ortes, denn mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen weitreichenden Folgen sollte auch die Zukunft der sächsischen Bevölkerung in Baaßen eine entscheidende Wende nehmen. In die rumänische und deutsche Armee wurden insgesamt 167 Männer aus Baaßen einberufen, wovon bis Kriegsende 45 in Kämpfen gefallen sind. Ein großer Teil derer, die den Krieg überlebt hatten, blieb für immer in Deutschland. Nach der Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion, wovon  180 Personen aus Baaßen betroffen waren, und die insgesamt  23 der Deportierten nicht überlebten, blieb ein weiterer Teil der Baaßner im Ausland (besonders in Deutschland) zurück, was die Grundlage für die spätere Aussiedlung der meisten Siebenbürger Sachsen aus der Gemeinde bilden sollte  (im Jahr 2000 werden gerade noch  32 evangelische Gemeindeglieder gezählt). Im Jahre  1966 betrug die Gesamtbevölkerung des Ortes  2243 Einwohner; zur Zeit hat Baaßen ca. 1700 Einwohner.
Die Ortschaft Baaßen erlangte im Laufe ihrer Geschichte besonders durch drei Gegebenheiten eine gewisse Berühmtheit, die sich sogar über die Landesgrenzen hinaus bemerkbar gemacht hat.
Zunächst wäre das "brennende Wasser" bei Baaßen zu nennen, über das 1672 zum ersten Mal berichtet wurde. Nach einer vom Sachsengrafen Valentin Franck von Frankenstein (1643-1697) poetisch bearbeiteten Sage, lagerte einst ein Hirte in der Nähe der 'Quellen' und zündete zusammengelegtes Reisigholz an. Plötzlich verbreitete sich die Flamme über einen großen Teil der Umgebung, worauf der Hirte das erlebte Wunder staunend weitererzählte und dadurch die Aufmerksamkeit verständiger Menschen auf das "brennende Wasser" lenkte.
Die Ursache dieses Naturwunders wurde allerdings erst viel später aufgedeckt. Etwa 100 Jahre nach dieser ersten Beschreibung wurde der Wert der Baaßner Mineralquellen erst richtig eingeschätzt. Der Ortspfarrer A. Caspari verfasste 1776 eine Schrift mit dem Namen "Das Baassner Bethesda"  in der er die Quellen näher beschrieb. Ende des  18. und dann im  19. Jh. begann man das Wasser auf seine Zusammensetzung und 'Brennfähigkeit' hin wissenschaftlich zu analysieren.
Es stellte sich heraus, dass einerseits die 'Brennbarkeit' von einem großen Erdgasvorkommen in der Gemeinde herrührte, und dass andererseits das zutage tretende Wasser von hervorragender mineralischer Qualität war.
Die ersten Erdgasbohrungen in Baaßen fanden erst  1912 statt, und wurden unter staatlicher Aufsicht vorgenommen, da die ungarische Regierung kurz vorher die Gasförderung zum Staatsmonopol erhoben hatte. Am 13. August 1912 erreichte die Tiefbohrung in der sog. "Salzau" den Gasherd; unter starkem Druck strömten täglich ca. 15.000 Kubikmeter Gas ins Freie. Aus Hermannstadt, Budapest und sogar Berlin trafen Glückwunschtelegramme ein.
Der Gemeinde wurde ein Verbrauch von 1000 Kubikmetern Gas pro Tag zum Selbstkostenpreis zugestanden und weitere Maßnahmen führten bald zu dem Ergebnis, dass Baaßen die erste Gemeinde mit einem maschinellen Gasbetrieb wurde. In den Häusern und auf den Straßen wurde Erdgasbeleuchtung eingeführt, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg in Gebrauch blieb.
Mehr noch als das Erdgasvorkommen waren es allerdings die Baaßner Heilquellen, die den Ort über die Landesgrenzen hinaus bekannt machen sollten. Die chemischen und medizinischen Untersuchungen der Wissenschaftler führten dazu, dass 1814 die Regierung ein Dekret zur Errichtung einer zweckmäßigen Badeanstalt verfügte, das aber aus Mangel an finanziellen Mitteln zunächst nicht umgesetzt wurde.
Im Jahre 1843 wurde dann eine Aktiengesellschaft gegründet, die versuchte, das Heilbad auszubauen und wirtschaftlich zu führen. Ab 1877 wurde das Bad von einer Pächterfamilie (Breckner) verwaltet, bis es 1905 in kirchliche Obhut gelangte.  1903 wurde mit der Herstellung von Jodsalz begonnen, das den Bekanntheitsgrad des Baaßner Heilbades noch erheblich steigern konnte. Schon 1845 betrug die Anzahl der Badegäste 637 Personen. Seit 1905 wurde auch das Kurangebot erheblich erweitert. Es wurde z.B. ein Luftbad, ein Inhalatorium, 3 große Sammelbassins geschaffen; hinzu kamen ein Tennisplatz, eine Trinkwasserleitung, eine Apotheke im Dorf. Die Anzahl der Kurgäste schwankte jährlich zwischen 900 und 1000 Personen.
Nach 1946 wurde das Bad unter staatlicher Aufsicht weitergeführt, bis zur politischen Wende 1989 aber ziemlich heruntergewirtschaftet, so dass es inzwischen stark an Bedeutung verloren hat. In den letzten Jahren wurde auf der Anhöhe über dem alten Bad eine neue, moderne Hotel-  und Bäderanlage gebaut, die Gäste von nah und fern zu einem Besuch einlädt.
Neben Erdgas und Heilbad ist das "Baaßner Schwein" die dritte Gegebenheit, die den Ort bekannt machte. In der Gemeinde bildete sich eine neue Schweinerasse, mehr durch Zufall, als durch jahrelange Züchtung.
Ein englischer Eisenbahningenieur kam 1870 im Zuge des Eisenbahnbaus durch Siebenbürgen nach Baaßen, wo er als Gast im Kurbad  verweilte und nach einem kurzen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes die in Siebenbürgen übliche Zucht der Mangalicza-Schweinerasse beanstandete, da die Zuchtergebnisse nicht optimal seien.
Nach England heimgekehrt, schickte er an den Verwalter des Bades eine Sau und einen Eber der schnellwüchsigen Berkshire-Rasse. Die Sau überlebte den Weg mit der Eisenbahn nicht, aber der Eber kam wohlbehalten an und wurde mit der Mangalicza-Rasse gepaart, woraus ein neuer Schweinetyp entstand  - bald sprach man vom "Baaßner Schwein". Die Mediascher Ackerbauschule trug wesentlich zur Verbreitung der Schweinerasse bei; es wurden neue Zuchttiere aus England importiert und die relativ anspruchslosen Schweine im ganzen Land bekannt gemacht.
Das Baaßner Schwein ist äußerlich durch einen weißen Ring über die Schultern ausgezeichnet, der sich bis über die Vorderbeine fortsetzen kann. Der übrige Körper ist schwarz; die Beine relativ kurz, die Schnauze normal ausgebildet und die Ohren vorgestellt. In seiner Haltung stellt das Baaßner Schwein im Vergleich zu anderen Rassen keine besonderen Ansprüche. Seit 1959 versucht man in Stationen bei Klausenburg und Turda einen Kernbestand von reinrassigen Schweinen zu pflegen  -  in Baaßen selbst gibt es allerdings keine überprüfte Haltung und Züchtung dieser Schweine mehr.

Vieles könnte noch gesagt werden aus der Geschichte der Gemeinde, aus dem Leben seiner Bewohner, über die aktuelle Situation. Dieser Beitrag sollte Baaßen allerdings nur kurz vorstellen. Wer mehr über die Gemeinde und ihre Bewohner in Erfahrung bringen möchte, dem sei das Buch von Richard Schullerus, das in der Literaturliste aufgeführt ist, wärmstens empfohlen.

Quellen & Literatur

· Hermann Fabini,   Atlas der siebenbürgisch-sächsichen  Kirchenburgen und  Dorfkirchen,  Band 1/2,
  2. überarbeitete Auflage, Hermannstadt 1999.

· Friedrich Soterius von Sachsenheim und  Rudolf Eisenmenger,  Illustrierter Führer durch Baassen,
  Hermannstadt 1911.

· Richard Schullerus,  Baaßen. Geschichte einer sächsischen Gemeinde in Siebenbürgen,  München
  2002.