Reußdörfchen
Blick von der Brücke über den Reußbach.
Reußdörfchen (rum.: Rusciori; ung.: Oroszcsür, Roszcsür; lat.: Villa Rutenorum) liegt etwa 10 km westlich von Hermannstadt, 3,5 km von der Hauptstraße Hermannstadt-Salzburg entfernt.
1966 wurden in Reußdörfchen 671 Einwohner gezählt; bei der Volkszählung 2002 waren es 630. Heute wird die Gemeinde von Kleinscheuern aus verwaltet.
Geschichtlich tritt die Gemeinde zum ersten Mal im Jahr 1380 unter dem Namen "villa Ruthenica" auf. 'Manshercze', ein Vertreter der Gemeinde, wird als Zeuge bei einer Verhandlung des Hermannstädter Stuhles genannt. Die Gründung
des Ortes fand allerdings bereits mehr als 250 Jahre vor der ersten urkundlichen Nennung statt. Es wird vermutet, dass Reußdörfchen etwa 1160 - 1218 gegründet wurde.
Die erste sichere Kunde über die slawische Herkunft der Bevölkerung von Reußdörfchen gibt es erst aus einer Quelle aus dem Jahre 1503. Slawische Kolonisten sind auch in mehreren anderen Gemeinden Siebenbürgens nachgewiesen.
Besondere Beziehungen scheint Reußdörfchen früher zu den Gemeinden Baumgarten, Kleinschergied und Großschergied gepflegt zu haben, zumal auch dort bulgarische Siedler anzutreffen waren. Bis ins 18. Jahrhundert hinein scheint sich
die bulgarische Sprache zumindest rudimentär erhalten zu haben; allmählich wurde sie aber vom Rumänischen verdrängt, das zur Alltagssprache der Reußdörfchener wurde.
Obwohl sie Rumänisch sprachen, zählten sich die Nachfahren der slawischen Siedler nie zu den Rumänen - ja sie lehnten es sogar ausdrücklich ab, als solche bezeichnet zu werden ( 1712 werden in einer Steuerurkunde
z.B. alle Bewohner als Rumänen bezeichnet; 1721 wird zwischen 61 Bulgaren, einem Fremden und 14 Rumänen als Steuerträger unterschieden. )
Aus unterschiedlichen Gründen, die bis auf die besondere rechtliche Stellung nach ihrer Ansiedlung zurückreichen, zählten sich die Bewohner Reußdörfchens zu den Siebenbürger Sachsen.