Johannes Honterus

Johannes Honterus, Humanist, siebenbürgischer Reformator, Verfasser und Verleger zahlreicher Schriften, Hochschullehrer an der Universität in Krakau, Karthograph, Stadtpfarrer und Begründer des Kronstädter Gymnasiums und der ersten Kronstädter Druckerei ... - Es ist unmöglich der vielseitigen Gestalt in einer Kurzbiographie vollends gerecht zu werden und alle ihre Verdienste auch nur ausreichend zu würdigen.
Durch seine umfangreiche und vielseitige Tätigkeit erlangte Honterus schon zu Lebzeiten ein hohes Ansehen und große Anerkennung. Seine Person und sein Werk haben bis heute und weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus noch eine nachhaltige Wirkung.

Johannes Honterus. Nach einem alten Holzschnitt.

Johannes Honterus wurde wahrscheinlich 1498 in Kronstadt geboren. Sein Vater, Jorg (Austen) Lederer, war Lederermeister und wohnte mit seiner Familie in der Schwarzgasse.
Honterus wurde 1520 an der Wiener Universität immatrikuliert, wo er bereits 1522 den akademischen Grad eines so genannten "Bacclaurreus" und 1525 den Titel eines "Magister der freien Künste" erwarb. Er wurde 1520 unter dem Namen Johannes Aust eingeschrieben und bei seinem Abgang von der Universität unter dem Namen Johannes Holler Coronensis verzeichnet.
Aus dem Jahre 1529 ist überliefert, dass Honterus sich in Regensburg bei Johannes Turmair-Aventinus aufgehalten hat. 1530 begibt er sich dann nach Krakau, um ab dem 1. März als Hochschullehrer an der dortigen Universität tätig zu werden. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er seine humanistischen Hauptwerke: eine Weltbeschreibung und eine lateinische Grammatik.
Von 1530 bis 1533 weilte Honterus in Basel, einem der Zentren des Humanismus in Europa. In Basel lernte Honterus Holzschnitte anzufertigen und wirkte als Lektor bei der Herausgabe von Werken antiker Schriftsteller. In Basel knüpfte er auch Kontakte zu den dort ansässigen Druckereien und fertigte 1532 zwei Sternkarten nach Vorlagen von Albrecht Dürer an. Auch die berühmte Siebenbürgenkarte entstand 1532 in Basel; sie ist die erste karthographische Darstellung seiner Heimat überhaupt.
1533 kehrte Honterus nach Kronstadt zurück und wurde bald in die Hundertmannschaft der Stadt und 1536 zum Ratsherren gewählt. Bereits vor seiner Rückkehr soll er Anna Neutze, die Tochter des Johann Neutze aus Flandern, geheiratet haben; das Geburtsjahr seines ersten Sohnes Calixtus wird mit 1533 angegeben.
Ende Juni 1535 jedenfalls wurde Honterus (nachträglich oder aus Anlass einer zweiten Eheschließung mit einer Frau gleichen Vornamens?) von der Stadtverwaltung ein wertvoller Kelch als Hochzeitsgeschenk überreicht.
Johannes Honterus hatte sieben Kinder: die Söhne Calixtus, Marcellus und Cornelius, sowie die Töchter Rosina, Anna, Justina und Sophia. Die (zweite?) Ehefrau Anna Honterus starb 1584, 35 Jahre nach ihrem Ehemann, in Kronstadt.
Honterus gründete in Kronstadt die drittälteste Druckerei der Region, die bald zur bedeutendsten Druckerei werden sollte. Vorher wurden Bücher ab 1508 in Târgovişte und ab 1529 auch in Hermannstadt gedruckt. In der Honterusdruckerei wurden unter anderem die ältesten erhaltenen Schulbücher Siebenbürgens gedruckt; weitere bedeutende Werke aus der Druckerei sind: "Auszüge aus den Pandekten des bürgerlichen Rechts" (1539), eine umgearbeitete Weltbeschreibung Honters von 15441/42, Augustins Sentenzen und dessen Ketzerkatalog mit Vorreden von Honterus. Mehrere antike Schriftsteller wurden neu aufgelegt und 1543 folgte eine Schulordnung und das "Reformationsbüchlein für Kronstadt und das Burzenland".
Zu Honterus reformatorischen Schriften, die in Kronstadt herausgegeben wurden, zählen auch die "Apologie" von 1543 und die "Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen" (mit Agenda) von 1547. Ein Jahr später, 1548, wurde Martin Luthers "Kleiner Katechismus" in Kronstadt veröffentlicht. Schließlich gehört zu den wichtigsten Druckwerken der Honterusdruckerei die "Odensammlung" ('Odae cum harmoniis') von 1548, dem ältesten Musikdruck auf dem Gebiete des heutigen Rumänien.
Honterus widmete sich in Kronstadt besonders der Bildung und Erziehung der Jugend. Daneben war er maßgeblich an der Durchführung der Reformation in Kronstadt beteiligt und unterstützte mit seiner Druckerei die Ausbreitung des reformatorischen Gedankengutes in ganz Siebenbürgen. Im Jahre 1546 wurde auf Honterus Anregung in Kronstadt die erste Papiermühle des der Provinz und Umgebung errichtet. Das Papier wurde bis in die Walachei und Moldau geliefert.
Ein weiterer Verdienst, der Honterus zukommt, ist die Umgestaltung der alten Stadtschule, deren Bestehen seit 1388 urkundlich nachweisbar ist. 1541 veranlasste Honterus den Bau eines neuen Schulgebäudes anstatt eines Klosters und ein Jahr später wurde für die Schule ein eigenes Bibliotheksgebäude eingerichtet. Bereits 1543 verfasste Honterus die 'Constitutio Scholae Coronensis'. In der Schulordnung war auch die Schülerorganisation des "Coetus", eine Art Schülerselbstverwaltung zur Vorbereitung der Jugendlichen auf das spätere Leben in Gemeinde, Stadt und Staat, verankert. Das von Honterus gegründete humanistische Gymnasium spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung des kulturellen Lebens in Siebenbürgen und ist bis heute eine angesehene Schule. Bereits 1542 wurde an der Schule eine Theateraufführung zustande gebracht - die älteste nachweisbare in der Region.
Kronstadt wurde durch die Leistungen Honterus bald zu einem bedeutenden kulturellen Mittelpunkt, der seine Wirksamkeit bis in die Walachei und Moldau entfaltete.
Durch seine reformatorischen Schriften wurde der Humanist Honterus auch zum Reformator der Siebenbürger Sachsen, denn nach dem Vorbild Kronstadts wurde die Reformation in Hermannstadt und schließlich auf dem ganzen Gebiet der Sächsischen Nationsuniversität durchgeführt (bis 1547).
1543 fand in Weißenburg ein Religionsgespräch statt, an dem Honterus aber nicht teilnahm. Eine Einladung zur Besprechung der kirchlichen Ordnungen im Frühjahr 1547 lehnt Honterus ebenfalls ab, da der Stadtrat befürchtete, es könnte ihm etwas zustoßen. Honterus wurde 22. April 1544 zum Stadtpfarrer von Kronstadt gewählt. Er starb am 23. Januar 1549 und wurde in der Schwarzen Kirche beigesetzt.
In einem Nachruf des damaligen Kronstädter Organisten und Chronisten Hieronymus Ostermayer heißt es über Honterus:

"Dieser Mann war ein Mann, seinem Vaterland zu dienen und was demselbigen nutz, zu fordern und zu fördern."


Quellen & Literatur

· Ludwig Binder,  Johannes Honterus, Bukarest 1996.

· Julius Gross,  Schriften des Johannes Honterus, Valentin Wagner und Markus Fronius in deutscher
  Übersetzung.  Beiheft  zum  VIII. Band  "Quellen  zur  Geschichte  von  Braşov-Kronstadt", Kronstadt/
  Schäßburg 1927-1929.

· Karl Kurt Klein,  Der Humanist und Reformator Johannes Honter.  Untersuchungen zur siebenbür-
  gischen Geistes- und Reformationsgeschichte, München/Hermannstadt 1935.

· Oskar Netoliczka,  Johannes Honterus' ausgewählte Schriften, Wien/Hermannstadt 1898.

· Gernot Nussbächer,  Johannes Honterus 1498-1549, in:  Taten und Gestalten.  Bilder aus der Ver-
  gangenheit der Rumäniendeutschen,  I.  Band,  Hrsg. Dieter Drotleff, Cluj-Napoca (Klausenburg),
  S. 57-62.

· Gernot Nussbächer,  Beiträge zur Honterus-Forschung 1966-1989, Kronstadt 2003.

· Oskar Wittstock,  Johannes Honterus, der Siebenbürger Humanist und Reformator, Göttingen
  1970.

· Theobald Wolf,  Johannes Honterus, der Apostel Ungarns, Kronstadt 1894.