Martin Samuel Möckesch

Martin Samuel Möckesch wurde am 11. November 1813 als Sohn von Johann Michael M&oouml;ckesch und Regina Justina, geb. Csaki, in Reußdörfchen geboren. Sein Vater war von 1798 bis 1810 Pfarrer in Baumgarten, bevor er auf die Pfarrstelle in Reußdörfchen berufen wurde und daselbst bis 1823 als Pfarrer wirkte. Am 22. Februar starb er im Alter von 47 Jahren an einem Nervenfieber in Hermannstadt und wurde in Reußdörfchen beerdigt.
Die Mutter von Martin Samuel Möckesch, Regina Justina, war die Tochter des evangelischen Pfarrers Martin Csaki aus Arbegen. Sie heiratete Johann Michael Möckesch am 24. November 1799 und dem Paar wurden in den nächsten Jahren drei Söhne geschenkt.
Im April 1801 kam Johann Michael Möckesch zur Welt. Er absolvierte die höchste Gymnasialklasse (damals "selecta" genannt) und wurde nach dem Tode des Vaters Pfarrer in Reußdörfchen. Fast 65 Jahre lang bekleidete er dieses Amt, bevor er am 7. Januar 1888 verstarb. Verheiratet war er seit 1824 mit Katharina Gieb, einer Tochter des Hermannstädter Tuchschneiders Jakob Gieb. Johann Michael ist durch die &Uulm;bersetzung des "Wilmsen'schen Deutschen Kinderfreundes" in die rumänische Sprache 1837 bekannt geworden. Diese Ausgabe, die auch in der Beilage zur "Kronstädter Walachischen Zeitung" veröffentlicht wurde, fand als eines der ersten rumänischen Schulbücher Anwendung.
Dem Elternpaar wurde am 1. Juni 1803 der zweite Sohn Samuel Friedrich Möckesch geboren. Samuel Friedrich besuchte das Gymnasium in Hermannstadt und Schulen in Salzburg (rum.: Ocna Sibiului) und Straßburg (rum.: Aiud) und von 1817 bis 1825 dann wieder die Schule in Hermannstadt. Im September 1826 begann er ein Studium an der protestantisch-theologischen Fakultät in Wien. Von dort kehrte er zurück nach Hermannstadt, wo er im Dezember 1833 als Gymnasiallehrer angestellt wurde und daselbst bis 1840 tätig war.
In Hermannstadt versah Samuel Friedrich den Dienst als "Laubenprediger" bevor er am 29. September 1840 als Pfarrer nach Reußen und am 27. Februar 1856 zum Pfarrer nach Kleinscheuern berufen wurde. Auf eigenen Wunsch wurde er 1881 in den Ruhestand versetzt und starb 1886 in Hermannstadt.
Martin Samuel Möckesch kam dann als drittgeborener Sohn zur Welt. 1835 absolvierte er das Gymnasium in Hermannstadt und wurde anschließend als Schullehrer in Großau angestellt. Diese Tätigkeit sollte er allerdings nur kurzzeitig ausüben, denn ab 1836 begab er sich für das Studium der Philosophie nach Berlin.
Aus dem Ausland zurückgekehrt, schloss er 1839 sein Theologiestudium in der Heimat ab und brachte noch als "cand. theol." sein erstes Werk, "Die Pfarrkirche der Augsb. Conf. Verwandten zu Hermannstadt" heraus, das ihn dem an Kunst- und Denkmalpflege interessierten Fachpublikum bekannt machte.
In den folgenden Jahren verfasste er in dieser Richtung zahlreiche Artikel für in- und ausländische Zeitschriften und Kalenderblätter, wie z.B. der "Transsilvania", dem "Beiblatt zum Siebenbürger Boten".
Martin Samuel Möckesch heiratete am 24. April 1839 Regine Orend, die Tochter des Hermannstädter Riemermeisters Michael Orend. Kinder aus dieser Ehe waren: Gustav Adolf (1840-1842), Pauline Louise (1843), Gustav Carl (1845) und Carl Friedrich (1850-1900).
Möckesch fand 1840 eine Anstellung als Elementarlehrer und ab 1842 als zweiter Lehrer an der neu errichteten Gewerbeschule in Hermannstadt.
Am 5. März 1845 wählte die Gemeinde Baumgarten Möckesch zu ihrem neuen Pfarrer. In der Gemeinde setzte er sich verstärkt für die Anschaffung einer Orgel in der evangelischen Kirche ein und spendete dafür den Erlös aus dem Verkauf seines 1846 veröffentlichen Bändchens "Geistliche Lieder in walachischer Sprache". (Die Gemeinde in Baumgarten verband mit Möckeschs Geburtsort Reußdörfchen, dass die evangelischen Bewohner beider Ortschaften von slavischen (bulgarischen) Einwanderern abstammten, die in der Zeit der Reformation den evangelischen Glauben annahmen, sich sprachlich aber zunehmend vom Bulgarischen dem Rumänischen zuwandten.)
Möckesch verblieb fünf Jahre in Baumgarten bevor er 1850 auf eine Pfarrstelle nach Fogarasch wechselte. Am 29. Juli 1852 wurde er von Kaiser Franz Joseph I. mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet und zwei Jahre später, auf Antrag der k.k. Central-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale im österreichischen Kaiserstaat, zum "Konservator" ernannt.
Am 17. Februar 1855 starb seine erste Ehefrau Regine Möckesch in Fogarasch.
1856 wechselte Martin Samuel auf die Pfarrstelle nach Großprobstdorf  wo er am 4. Februar Maria Friederike von Seeberg heiratete. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Samuel Hermann, der 1862 geboren wurde.
1864 wurde Martin Samuel Möckesch zum Pfarrer in die Gemeinde Marpod gewählt.
Im Jahre 1870 ging Möckesch dann nach Rumänien. Zusammen mit seiner Frau leitete er eine private deutsche Schule in Bukarest und unterrichtete auch in rumänischer Sprache.
Wegen eines starken asthmatischen Leidens musste er den Lehrerberuf zeitweilig an den Nagel hängen. 1878-79 übernahm er zunächst die Stelle eines Verwaltungsbeamten bei den königlich rumänischen Bahnen und wurde später Administrator des Invalidenhauses in Bukarest.
Nachdem sich sein Gesundheitszustand nicht gebessert hatte, kehrte Möckesch 1886 "leiblich gebrochen" nach Hermannstadt zurück, wo er am evangelischen Gymnasium und der angebundenen Realschule doch noch eine Anstellung als Lehrer für rumänische Sprache erhielt. Am 15. April 1890 starb er verarmt im "Franz Josef"-Bürgerspital in Hermannstadt.

    Titelblatt des Werkes "Haideblümchen" von 1873.

Neben seinem Wirken als Pfarrer war M.S. Möckesch auch schriftstellerisch tätig. Er verfasste einige Gedichte, Erzählungen, historische und philologische Schriften. Seine besondere Bedeutung liegt aber mit auf dem Gebiet der Übersetzung. Er gehörte zu den ersten siebenbürgisch-sächsischen Gelehrten, die sich mit der rumänischen und zigeunerischen Lyrik befassten und Proben daraus ins Deutsche übersetzten.
Umgekehrt hatte bereits sein Vater 1837 den "Wilmsen'schen Deutschen Kinderfreund" in die rumänische Sprache übersetzte. Seinem Beispiel folgte Martin S. Möckesch als er 1846 für den Gebrauch in der Gemeinde von Baumgarten geistliche Lieder teils aus dem Deutschen übersetzt, teils selber gedichtet, in "walachischer Sprache" veröffentlichte. In Handschrift hinterließ er in Baumgarten zudem eine rumänische Agende, die Übersetzung der Leidensgeschichte Jesu aus dem damaligen württembergischen Gesangbuch, sowie eine Übersetzung des Kleinen Kathechismus Luthers ins Rumänische.
Im Verlag von Theodor Steinhaußen erschien 1851 ein Band rumänischer Dichtungen - von Möckesch bearbeitet und ins Deutsche übersetzt. Das Bändchen "Haideblümchen" (1873) präsentiert den deutschsprachigen Lesern übersetzte Dichtungen und Sprichwörter der Zigeuner.


Osterlied

Dai, dewlitza, de wlorea
Kei pe lean p'o luludea
Tatcha la lumea,
Te wamen paschala.
Oschti wada opre,
Ketchi watra schuladji
Ki messeli la schardi.


Gott, der du mit Blumen nieder
Auf die Erde dich gesenkt
Und, erwärmend, ihr nun wieder
Frohe Ostern hast geschenkt,
O, erfülle meine Bitte:
Tritt' auch ein in meine Hütte,
Denn gekehrt hab' ich sie frisch
Und gedeckt den kleinen Tisch.

 Quelle: Haideblümchen 1873, S. 8.

Möckesch interessierte sich nicht nur für die Sprache der Zigeuner und Rumänen, sondern auch für ihre Sitten und Bräuche, sowie ihre Abstammung. 1867 veröffentlichte er eine Schrift mit dem Titel: "Beweise für die celtische Abstammung der Walachen oder Romänen, besonders derer, welche im Großfürstenthume Siebenbürgen leben".


Trinklied

D’ar fi aurul ka sè poatè
Sè ’mi dea viatzè ’ndelungatè
Alt nimk n’asch mai pofti,
Tschi m’asch strèdui d’asch strèndsche,
Schi de moarte nu m’asch plindsche,
Kètsch ’l asch da schi m’asch pleti.

Dar’ avearea, tsche nu poate
Sè mè skoatzè dela moarte
Pèntru tsche s’o agonisesk?
Pèntru tsche eu cu durere,
Ka sè dobèndesk avere
La totzi sè mè kètschulesk?

Mai bine sèrak, in platsche (sic!)
Sè trèesk, kum mie ’mi platsche,
Pènè kènd va fi sè moriu.
Kèsi nu potschiu sè ’mi fak eu mie,
Dar sfèrschitul mea (sic!) sè fie
Intrè vin schi intr’ Amor.


Könnte Gold ein langes Leben
Mir auf dieser Erde geben,
Wünscht ich nichts mir nebenbei:
Denn ich wollt’s zusammentragen,
Ueber Sterblichkeit nicht klagen. –
Ich gäb’s hin und macht’ mich frei.

Doch was soll ich mich bemühen,
Schätze hier an mich zu ziehen,
Da vom Tod sie nicht befrei’n?
Warum soll mit trüben Sinnen,
Um Vermögen zu gewinnen,
Jedermann ich dienstbar sein?

Wenn auch dürftig, nur in Frieden,
Will ich leben stets hienieden
Bis zum letzten Stündelein.
Nicht kann ich Paläste gründen,
Doch der Tod soll mich einst finden
Froh bei Liebe und bei Wein.

Quelle: Romänische Dichtungen 1851, S. 28-29.

Quellen & Literatur

· Martin Samuel Möckesch,  Romänische Dichtungen.  Ins Deutsche übersetzt,  Hermannstadt 1851.

· Ders.,  Haideblümchen. Zigeunerische Dichtungen und Sprichwörter ins Deutsche übersetzt,  Buka-
  rest 1873.

· Joseph Trausch,  Friedrich Schuller,  Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literarische Denk-
  blätter der Siebenbürger Deutschen. Nachdruck der Bände 1-4, Köln 1983.